Digitale Bibliothek

1. Eine Saat geht auf

Die Digitalisierung von Bibliotheksbeständen schreitet voran. Diese Entwicklung ist auch aus einer swedenborgschen Perspektive erfreulich, denn damit ist en passant auch die digitale Bereitstellung von Werken Swedenborgs und neukirchlicher Schriften verbunden.

So geht eine Saat auf, die Swedenborg und seine Anhänger ausgesät haben. Denn sie versorgten die Bibliotheken mit den Beständen, die gegenwärtig im Rahmen der Retrodigitalisierung erfasst werden. Dazu einige Belege: Im schwedischen Magazin Svenska Mercurius von 1764 heißt es nach einer Aufzählung mehrerer Werke Swedenborgs: »Die gesamte Sammlung befindet sich in der Königlichen Bibliothek von Stockholm als Geschenk des Autors«.1 Der Swedenborgübersetzer Johann Friedrich Immanuel Tafel vermutet: Von den Arcana coelestia »hatte die Universitäts-Bibliothek die Pars I. Londini 1749, welche sie sammt den übrigen wahrscheinlich von Swedenborg selbst zum Geschenk erhalten hatte.«2 Auch Swedenborgianer statteten Bibliotheken mit Swedenborgs Werken und neukirchlichen Schriften aus. Beispielsweise der Glasindustrielle und Mäzen der Neuen Kirche Theodor Müllensiefen. Er übersandte der Straßburger Bibliothek die »photolithographirten Manuscripte Swedenborgs«, bestehend aus zehn Foliobänden.3 Neukirchliche Schriften erhielten von ihm die Universitätsbibliotheken in Königsberg, Jena, Heidelberg und Leipzig, die Königliche und Universitätsbibliothek in Breslau, die Königlichen Universitätsbibliotheken in Erlangen und Tübingen, die Stiftsbibliothek in Tübingen und die Staatsbibliothek in München.4 Abschließend noch eine Notiz zu Ferdinand Christian Baur, den Kirchen- und Dogmenhistoriker und Begründer der Tübinger Schule. Er »sorgte dafür, daß eine vollständige Reihe der Werke Swedenborgs für die Universitätsbibliothek in Tübingen angeschafft wurde, und er machte gegen den Bibliothekar Professor I. Tafel die folgende Bemerkung, ›er halte Swedenborg für den größten Sterblichen, der je gelebt habe.‹«5

Schenkung der Neukirchlichen Schriften an Bibliotheken
Schenkung der Neukirchlichen Schriften an Bibliotheken

2. Deutschsprachige und europäische Internetadressen

Im Folgenden stelle ich einige deutschsprachige und europäische Homepages vor und gehe auf ihre Bedeutung aus swedenborgscher Sicht ein. Alle Zahlenangaben spiegeln den Stand vom Oktober 2020.

Münchener Digitalisierungszentrum

digitale-sammlungen.de
In Deutschland wurde die Retrodigitalisierung von schriftlichem Kulturgut bereits im Jahr 1997 durch eine Initiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingeleitet. Die DFG regte den Aufbau von Digitalisierungszentren an der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Universitätsbibliothek Göttingen an. Ein einheitlicher Zugang zu den digitalisierten Beständen wird über ein Zentrales Verzeichnis Digitalisierter Drucke angestrebt.
Das Münchener Digitalisierungszentrum ist das Referat der Bayrischen Staatsbibliothek. Die Sammlung von Swedenborgliteratur – der Bibliothek einst vermacht von den alten Swedenborgianern des 19. Jahrhunderts – ist hervorragend. Sie umfasst u.a. lateinische Erstausgaben der Werke Swedenborgs, alte Übersetzungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und neukirchliche Schriften aus dem 19. Jahrhundert.

Göttinger Digitalisierungszentrum

gdz.sub.uni-goettingen.de
Das 1997 gegründete Göttinger Digitalisierungszentrum, das eine Abteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ist, dient der Retrodigitalisierung historischer Buchbestände. Das Stichwort Swedenborg bringt zwar nur 15 Treffer, darunter befinden sich aber mehrere Übersetzungen von Werken Swedenborgs aus dem 18. Jahrhundert.

Zentrales Verzeichnis digitalisierter Drucke

zvdd.de
Das Zentrale Verzeichnis Digitalisierter Drucke weist alle vollständig digitalisierten Druckwerke aus, die frei über das Internet zur Verfügung gestellt werden und einem gewissen wissenschaftlichen Qualitätsstandard genügen. Das Stichwort Swedenborg bringt 261 Ergebnisse. Die mit Abstand meisten stammen aus der Bayrischen Staatsbibliothek. Die Treffer verteilen sich im Wesentlichen auf das 18. und 19. Jahrhundert.

Europeana

europeana.eu/de
Europeana ist eine virtuelle Bibliothek, die einer breiten Öffentlichkeit das wissenschaftliche und kulturelle Erbe Europas von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart in Form von Bild-, Text-, Ton- und Video-Dateien zugänglich machen soll. Das Stichwort Swedenborg bringt 564 Ergebnisse, wovon 375 Text- und 188 Bildmedien sind, außerdem liegt ein Tonmedium vor. Interessant ist die Bandbreite der bereitstellenden Institutionen. Wiederum stammen viele Medien von der Bayrischen Staatsbibliothek. Es werden aber auch Dokumente der Bodleian Library, der Bibliothèque nationale de France, zahlreicher schwedischer und anderer Institutionen angeboten.

European Register of Microform and Digital Masters

eromm.org
Das European Register of Microform and Digital Masters hat zum Ziel, alle Informationen über gedruckte und handgeschriebene Objekte, die in Bibliotheken in ganz Europa und weltweit zu Ersatzmedien – digitale oder in Mikroform vorliegende – umformatiert wurden, auf einer einzigen Plattform zentral zusammenzuführen. Zu diesem Zweck hat EROMM die Datenbank EROMM-Classic und in jüngerer Zeit den Service EROMM-Search geschaffen. EROMM-Classic ist Teil von EROMM-Search, welcher Service weit mehr Datensätze enthält, insbesondere für frei im Internet verfügbare Ressourcen. Das Stichwort Swedenborg bringt in der Datenbank EROMM-Classic 1288 Treffer und im Service EROMM-Search werden noch einmal zusätzlich 2215 Einträge aufgelistet.

Deutsche Digitale Bibliothek

deutsche-digitale-bibliothek.de
Die Deutsche Digitale Bibliothek ist das nationale Pendant zur Europäischen Digitalen Bibliothek Europeana. Ziel der DDB ist es, jedem über das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eröffnen. Als zentrales nationales Portal soll die DDB perspektivisch die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen miteinander vernetzen. Das Stichwort Swedenborg ergibt 514 Einträge.

Deutsches Textarchiv

deutschestextarchiv.de
Das Deutsche Textarchiv stellt einen disziplinen- und gattungsübergreifenden Grundbestand deutschsprachiger Texte mit einem Schwerpunkt ab dem frühen 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert bereit. Hauptziel war die Erstellung des DTA-Kernkorpus. Es umfasst etwa 1500 Titel aus dem Zeitraum von ca. 1600 bis 1900, die aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Sprache bzw. der jeweiligen Genres und wissenschaftlichen Disziplinen ausgewählt wurden. Über das DTA-Kernkorpus hinaus integriert das DTA eine Vielzahl weiterer Texte aus dem Zeitraum etwa von der Mitte des 15. bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts als DTA-Erweiterungen. Das Stichwort Swedenborg ergibt 124 Treffer. Besonders interessant sind die zahlreichen Erwähnungen Swedenborgs in dem mehrbändigen Werk von Ludwig Beck über die Geschichte des Eisens.6

Bielefeld Academic Search Engine

base-search.net
BASE ist eine der weltweit größten Suchmaschinen für wissenschaftliche Web-Dokumente. Sie wird von der Universität Bielefeld betrieben. Der Index umfasst über 150 Millionen Dokumente aus über 7000 Quellen. Das Stichwort Swedenborg ergibt 2749 Treffer.

Gelehrte Journale und Zeitungen der Aufklärung

gelehrte-journale.de/startseite
Das Projekt »Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung«, das seit 2011 durchgeführt wird, ist ein Forschungsprojekt der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Aus dem gewaltigen Korpus Gelehrter Blätter werden die bedeutendsten deutschsprachigen Vertreter nicht nur erschlossen und digitalisiert, sondern auch in ihrer eminent wichtigen Funktion für die Entstehung und Strukturen der aufgeklärten Wissensgesellschaft sichtbar gemacht. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den fächerübergreifenden polyhistorischen Ephemeriden, die die Geistes- und Sozialwissenschaften ebenso berücksichtigen wie die Naturwissenschaften und neben Originalbeiträgen, Rezensionen und gelehrten Nachrichten auch alle Facetten der Antikritik enthalten. Swedenborg kann mit diesem Instrument in den Diskursen des 18. Jahrhunderts erforscht werden. Das Stichwort Swedenborg ergibt 80 Treffer.

Digitale Sammlungen der Universität Bielefeld

ds.ub.uni-bielefeld.de
Interessant ist hier vor allem die Sammlung »Zeitschriften der Aufklärung«. Gegenstand des Projektes »Retrospektive Digitalisierung wissenschaftlicher Rezensionsorgane und Literaturzeitschriften des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem deutschen Sprachraum« ist eine digitale Rekonstruktion der vollständigen Korpora der größten Rezensionsorgane und Literaturzeitschriften der deutschen Aufklärung und folgender Perioden. Das Stichwort Swedenborg ergibt 14 Treffer.

Anmerkungen

  1. Doc. 283. Siehe auch Doc. 223, 225, 228, 251.
  2. J. F. I. Tafel, Zur Geschichte der Neuen Kirche, Tübingen, 1841, S. 268.
  3. Wochenschrift für die Neue Kirche, 1872, Sp. 334.
  4. Wochenschrift für die Neue Kirche, 1873, Sp. 446.
  5. Wochenschrift für die Neue Kirche, 1872, Sp. 20; vgl. auch Neukirchenblätter 1875, S. 412
  6. Ludwig Beck. Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Bd. 3: Das XVIII. Jahrundert. Braunschweig 1884, 1895, 1897.